Trauerbegleitung
Ein Artikel von Mirjam Hauptfleisch
Ich werde oft gefragt, warum ich Trauerbegleitung anbiete. So was Düsteres und Trauriges. Und dann noch bei Anderen. Es reicht doch, die eigene Geschichte und das Erlebte zu verarbeiten. Solche Aussagen höre ich öfters.
Ja, das stimmt schon. Auch in meinem Leben ist die Trauer immer wieder eine Begleiterin. Menschen gehen, Beziehungen gehen, Tiere gehen, Arbeitsstellen gehen. Auch für mich ist die Trauerverarbeitung immer wieder ein neuer Prozess. Und ich durfte erleben, dass es sehr wohltuend ist, Menschen an der Seite zu spüren, die Halt geben und mit im Schmerz stehen bleiben.
Diese Erfahrung gebe ich gerne in der Trauer- und auch Trennungsbegleitung weiter.
Trauer – ein individueller Prozess
Die Trauer ist ein ganz individueller Prozess. Jeder Mensch trauert auf seine Weise. In dieser Individualität werden, wie von Verena Kast beschrieben, vier Phasen durchlebt.
- In der ersten Phase sind Gefühle wie Nicht-glauben-wollen, Starre und Ohnmacht vorherrschend.
- In Phase zwei brechen die Emotionen auf. Wut, Zorn, Schmerz, Freude, Angst kommen an die Oberfläche.
- In Phase drei beginnt ein Such- und Trennungsprozess. Es werden Gemeinsamkeiten und Erlebnisse gesammelt und gehütet und dazwischen mischen sich Gedanken vom Ja zum Weiterleben.
- In Phase 4 kehrt allmählich innere Ruhe ein. In den vorangegangenen Phasen wurde ein Raum geschaffen, um das eigene zukünftige Leben neu zu ordnen. Die Emotionen durften gelebt werden und ein eigener Umgang mit dem Verlorenen durfte entstehen.
Die Erfahrungen aus der Trauer sind zu neuen Ressourcen und Kraftquellen für das kommende Leben geworden. Das Wissen über die Phasen kann als Stütze dienen, dass alles genau so sein darf wie es in diesem jetzigen Moment ist. Der Übergang der Phasen ist fließend und auch ein Springen durch die Phasen ist möglich.
Es gibt nämlich keine richtige und keine falsche Trauer. Und Trauer darf Zeit haben. In früheren Jahren wurde die Tradition des Trauerjahres noch verbreitet gelebt. Das finde ich eine schöne und achtsame Tradition. Alle Ereignisse im Jahreszyklus werden bewusst das erste Mal ohne die/den/das Gegangene*n erlebt.
In diesem Erleben stecken viel Abschied, Umwandlung, Wehmut und Dankbarkeit. Und in manchen Trauerprozessen verstreicht auch mehr als ein Jahr.
Der Weg geht durch die Trauer
Um die Stärke dieses Prozesses spüren zu können, gibt es nur einen Weg: Dieser Weg geht durch die Trauer hindurch und nicht daran vorbei. Nicht gelebte oder unterdrückte Trauer kann bei Menschen körperliche und seelische Symptome hervorrufen. Emotionale Unterdrückungen können sich in Bitterkeit, Depressionen, Rückenschmerzen und weiteren Erkrankungen zeigen.
Ich kann verstehen, wenn Menschen sich den Weg durch die Trauer hindurch nicht trauen oder zumuten wollen. In der Trauer tritt man intensiv in Kontakt mit seinem inneren Selbst. Es werden die Goldstücke und die Schattenseiten sichtbar.
- Vielleicht erlebt man Gedanken, die nicht wohlwollend und wertschätzend dem Verstorbenen gegenüber waren und empfindet sie als beschämend.
- Vielleicht bordet auch der Zorn und die Vorwürfe gegenüber einem Selbst auf, weil manche Situationen im Leben auf die eine Weise entschieden und gelebt wurden.
- Vielleicht überrollt einen auch die Welle der Dankbarkeit für all die wunderbaren Momente.
Mit diesen drei kleinen Sätzen kannst Du es Dir vorstellen.
Trauern gleicht einer Wanderung
Trauern ist ein sehr mutiger, anstrengender und tiefgehender Weg. Ich möchte das Bild einer Wanderung nutzen. Bestimmt kennst Du das Gefühl beim Wandern, wenn Du Dein Ziel auf dem Berg erreicht hast. Du kannst die Sicht genießen und wahrnehmen, die Landschaft liegt vor Dir. So ist es auch beim Trauern. Das Erleben der Trauer kann es Dir ermöglichen, am Ende Deine eigene Landschaft zu sehen und wie sie sich durch die Trauer verändert hat.
Du blickst mit Abstand auf das Erlebte. Die Felsen, die sanften Hügel, die Tiefe des Bergsees und die verwurzelten Bäume und ihre wiegenden Äste versinnbildlichen Dein Erlebtes. Vielleicht sind neue Bäume hinzugekommen und andere entfernt worden. Dein Blick wird weiter und kann die neuen Zusammenhänge sehen.
Diese Landschaft ist Dein ganz persönliches Leben und ich darf Dich dazu einladen Deine Landschaft zu erkunden. Wie sehen Deine Berge, Seen, Bäume und Hügel aus?
Trauer gibt Antworten auf ureigenste Fragen
Vielleicht kann Dich das folgende Bild stärken. Wenn die Trauer in deinem Leben Einzug hält, dann stelle sie Dir wie eine Wolke vor, die sich vor die Sonne schiebt und alles verdunkelt. Es ist düster und grau. Diese Wolke ist aus verschiedenen Umständen entstanden. Die Wolke verdeckt die Sonne und trotzdem ist die Sonne da. Spüre die Trauer, den Zorn, den Schmerz in Dir. Nehme sie anerkennend und akzeptierend an. Sie können Dir Antworten auf Deine ureigensten Fragen geben.
In dieser Zeit muss nichts forciert oder abgekürzt werden. Worte des Trostes sind oft fehl am Platze, da die Emotionen keinen Trost erlauben. Hierbei können Dich Menschen wie wir Trauerbegleiter unterstützen, wenn sie Dich in Deinem Schmerz annehmen, aushalten und tragen. Wir können gemeinsam Wege, Rituale finden die Deinen ganz eigenen Trauerweg begleiten.
Und zu guter Letzt. Tränen sind etwas ganz Wunderbares. Sie dürfen, ja sie müssen, fließen. Tränen sind heilsam. Und wo etwas fließt, da ist Bewegung. Und Bewegung bedeutet Vorangehen und sich Freiraum schaffen.
Über die Gastautorin Mirjam Hauptfleisch:
Mirjam betreibt in Freudental die Naturheilpraxis Hauptfleisch. Sie folgt damit ihrem Herzensthema, Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten. Außerdem ist Mirjam Mama von drei Kindern und steht mit beiden Beinen mitten im Leben.
Webseiten: Toni trauert
Naturheilpraxis-hauptfleisch.de
Facebook: Naturheilpraxis.MirjamHauptfleisch/
Danke, Mirjam Hauptfleisch
Wir sind sehr dankbar, dass Mirjam mit diesem Artikel Einblicke in ihre Erfahrung als Trauerbegleitern gibt und somit dazu beträgt, dass Menschen auch in sehr schwierigen Krisen-Situationen gestärkt werden.
Eine persönliche Erfahrung von Andrea
Der Artikel von Mirjam hat Gedanken und Erinnerungen in mir geweckt. In einem Podcast habe ich sie gesprochen. Ich möchte sie gern hier unter diesem tollen Artikel teilen.
Andrea & Claudia
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