In Beziehung sein
(ich bitte um Verständnis, dass ich die männliche Ausdrucksweise benutze, um den Text nicht unnötig zu verkomplizieren)
Jeder Mensch ist in Beziehung. Ob als Partner, Freund, Kind, Kollege, Kunde, als Nachbar, Eltern etc. (die Liste kann hier gerne von dir ergänzt werden). In Beziehung sein kann sich sehr leicht und gut anfühlen. Es kann aber auch mitunter unglaublich anstrengend und schwierig sein. Insbesondere dann, wenn man nicht gelernt hat, wie eine sinnvolle Kommunikation funktioniert oder wenn in der Kindheit schwierige Beziehungen stattgefunden haben. Beziehungen sind bei meinen Klienten die am häufigsten genannten Themen.
Wie ist es für dich in Beziehung zu sein?
Welche Beziehungen fallen dir leicht? Welche sind schwierig für dich?
Schuld abladen verboten!
Häufig wird die Schuld für einen Konflikt beim Anderen gesucht, gefunden und darauf herum gehackt. Der Andere möge sich gefälligst anders verhalten! Doch bringt dich das wirklich weiter in deinen Beziehungen? Wahrscheinlich nicht! Es feuert höchstens den Konflikt an, weil nichts Konstruktives passiert. Den anderen kannst und wirst du nicht ändern!
Ich habe vor einigen Jahren eine Postkarte geschenkt bekommen. Darauf steht „Schuld abladen verboten“ Diese Postkarte hängt an meiner Eingangs-bzw. Ausgangstür und erinnert mich immer wieder daran, dass sowohl ich die Schuld für Konflikte nicht beim Anderen suchen kann, als auch niemand bei mir die Schuld abladen darf.
Was kannst du tun?
Wahrnehmen
Du kannst dir deinen Anteil anschauen, ohne dir selbst oder jemand Anderen die Schuld für deinen inneren oder äußeren Konflikt zu geben. „Was könnte mein Anteil sein, wenn der Andere sich doch blöd verhält?“ Denkst du das gerade?
Dein Anteil an einem Konflikt könnte sein, dass du immer wieder in ein bestimmtes Muster verfällst, wie du auf etwas, was dein Gegenüber tut oder sagt. Diesen Teil kannst du dir anschauen und durch Forschung in deiner Biographie herausfinden, wann du gelernt hast, so zu reagieren. Zu verstehen, wofür es mal gut war, dieses Muster zu entwickeln, ist ein weiterer Schritt.
Spüren
Den eigenen Schmerz zu spüren und ihn zu sich nehmen in seine eigene Verantwortung, ist ein weiter Schritt. Das, was du spürst, findet in dir statt. Der Andere hat es nicht in dich hineingepflanzt, sondern du reagierst so, weil es auf deinen ganz persönlichen und biographischen Hintergrund fällt.
Dir selbst Vergeben
Vergebung ist ein großes Wort! Eine große Wirkung! Wenn du anfängst zu begreifen, was der eigene Anteil an einem Konflikt ist, kann Mitgefühl entstehen. Mitgefühl für dich selbst aber auch eine Öffnung zum Mitgefühl für den Menschen, mit dem du in Beziehung bist oder warst und für den Konflikt, der zwischen euch war oder ist.
Eine persönliche Geschichte
Obwohl ich meine Freundin sehr gerne mochte und wir eine schöne Freundschaft hatten, fühlte ich mich immer wieder sehr unwohl in ihrer Gegenwart. Da ich das zunächst nicht wahrhaben wollte, versuchte sich mein Geist mit innerem „gut zureden“ zu beruhigen. Aber es half nichts. Das Unwohlsein entwickelte sich in Wut, das konnte ich wahrnehmen, wollte es aber selbst nicht haben.
Es passierte etwas, was ich zunächst nicht im Gewahrsein hatte: Ich suchte die Schuld bei ihr. Ich fand sie aggressiv und unausstehlich in manchen Bereichen unserer Freundschaft. Ihr Verhalten war „aber auch wirklich ätzend“. (zwinker-smile) Daran hätte ich mich aufhalten können und fast wäre unsere Freundschaft daran zerbrochen. Ich wäre beinahe vor lauter miesen Gefühlen in den Rückzug gegangen. (Übrigens auch ein Muster aus alt bekannter Zeit).
Ich entschied mich zum Glück anders und nahm mir bewusst ein Coaching in dem es darum ging, mir meinen eigenen Anteil anzusehen. Es war wichtig, erst einmal zu schimpfen und alles zu benennen, worauf ich genervt und wütend reagierte. Bis mir mein Coach sagte: „Soweit? Bereit für die Eigenwahrnehmung? Dann können wir uns ja jetzt deinen Anteil ansehen. Denn das ist das Einzige, worüber wir sprechen können. Über deine Freundin zu sprechen wäre Vermutung und Spekulation.“
In diesem Coaching entdeckte ich, wann und mit welcher Person ich in meiner Biographie ähnliche aber sehr prägende Ereignisse hatte. Damals war es mir nicht möglich, angemessen darauf zu reagieren. Mit meiner Freundin bediente ich offensichtlich weiterhin dieses alte Muster. Meinen eigenen Anteil nahm ich wahr und spürte ihn noch einmal ganz bewusst: Ich war wütend und sagte es nicht! Stattdessen gab ich ihr die Schuld! Wenn unsere Freundschaft nicht klappen würde, hätte sie Schuld. Oha! Wenn wir hier schon von „Schuld“ sprechen, dann war ich wohl diejenige, die ihr etwas schuldig blieb: Nämlich, ihr meine Wut auf ihr Verhalten mitzuteilen.
Zum Glück war unsere Freundschaft so tragfähig, dass ich mich ihr damit annähern konnte. Ich musste zwar mein „Herz übers Hindernis“ werfen, um mit ihr zu sprechen aber das war der Beginn für eine neue Ebene in unserer Freundschaft. Indem ich ihr von mir und meinen Emotionen auf ihr Verhalten erzählte, wurde etwas deutlich, was wir gemeinsam angehen konnten. Wir sind bis heute sehr gut befreundet und fühlen eine tiefe Verbindung miteinander! Meine persönliche Geschichte teile ich hier, weil sie Prozesse in Beziehungen so deutlich macht. Die eigene Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen, ist oft nicht leicht aber sehr lohnenswert.
Du bist auch in Beziehung
Auch du bist in Beziehung! Kommt dir das , was ich erzählt habe, bekannt vor? Möchtest du eine bestimmte Beziehung gern stärken, spürst jedoch, dass etwas zwischen euch nicht ausgesprochen ist? Fällt dir das Fühlen und Sprechen der eigenen Gefühle in deiner Beziehung schwer? Möchtest du Unterstützung zum Verstehen und Wahrnehmen der eigenen Emotionen haben? Möchtest du mit deinem Beziehungspartner (Kollege, Freund, Lebenspartner, Kind, Geschäftspartner, etc) Unterstützung für eure Beziehung nehmen und bekommen?
Claudia und ich unterstützen dich sehr gern in unserem Coaching. Mit respektvollem Wohlwollen für deine Beziehung, deine Lebensgeschichte und dein Sein begegnen wir dir im Coaching und schauen gemeinsam behutsam auf das, was du klären möchtest.
Kontaktiere uns und buche dein Coaching. Gerne kannst du auch einen Kommentar unter dem Artikel hinterlassen. Uns interessiert sehr, wie es dir in deinen Beziehungen geht. Was sind deine Herausforderungen? Wie gehst du damit um?
Herzliche Grüße zu dir, Andrea Löffler
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Boah, sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen….! Na klar! Ich kenne das sehr gut. Die „Schuld“ hab ich sehr oft auch immer beim Gegenüber gesucht. Mittlerweile weiß ich aber, dass ich mir meine Themen dazu anschauen darf und ich merke, auch unter anderem durch das Gesangscoaching, dass sich hier was öffnet, sich Räume öffnen, nicht nur für saubere Töne, sondern….zum Kommunizieren, Unausgesprochenes in Worte zu fassen, sich zu trauen, was man sich vorher nicht getraut hat. Und es fühlt sich richtig gut an…. ♥
Liebe Anja,
hab vielen Dank, dass du das hier mit uns teilst. Toll, was sich für dich da getan hat. Ja, wenn sich Räume öffnen, die spürbar mehr und mehr zu einem selbst gehören, dann kommt noch mehr Mut. Vor allem entsteht Bewusstheit/Bewusstsein. So schön, dass es sich richitg gut anfühlt. Danke für deinen Kommentar!
Liebe Grüße zu dir.
Vielen Dank, liebe Andrea!
Ein wichtiges Thema! Ich glaube mittlerweile, dass die Beziehung zu sich selbst im Vordergrund steht. Und dass diese Beziehung zu sich selbst auch Schlüssel und Spiegel zugleich ist. Denn je wertschätzender ich mit mir umgehe und mit mir im Frieden bin, umso entspannter und friedvoller sind auch meine Beziehungen zu und mit anderen Menschen. Noch ein Gedanke dazu: In intensiven Beziehungen werden oft und stark die gegenseitigen Schatten gespiegelt. Das ist manchmal echt knifflig. Diese Erfahrungen mache ich gerade immer und immer wieder. Es ist ein sehr intensiver Klärungs-und Reinigungsprozess. Aber es bringt mich unglaublich voran! Dir einen schönen Sonntag!